Die Überschrift ist Programm, denn dieser Beitrag lehnt an unseren vorletzten Beitrag „Affentheater – warum wir nicht verzweifelt nach Liebe suchen sollten“ an. Während es zuletzt darum ging, dass die verzweifelte Suche nach Liebe uns tendenziell unglücklich macht, wird in diesem Beitrag die wissenschaftlich bestätigte These vertreten, dass altruistisches (prosoziales) Verhalten zu einem höheren Glücksempfinden führt.
Bestätigt wurde diese These sogar bei Kleinkindern, die in einem Experiment drei Auswahlmöglichkeiten hatten: 1. Sie sehen dabei zu, wie jemand einem Äffchen (keine Sorge, dieses Affenexperiment ist im Gegensatz zu dem aus dem vorherigen Beitrag ein sehr schönes) ein Leckerli gibt. 2. Sie bekommen einen Snack, den sie auch selbst essen könnten, mit der Aufforderung, es dem Affen zu geben. 3. Sie bekommen einen Snack und dürfen sich aussuchen, ob sie ihn für sich selbst behalten oder es dem Affen geben. Das Ergebnis: Die Kleinkinder waren glücklicher, wenn sie dem Affen den Snack gegeben haben – sogar am glücklichsten, wenn sie ihn aus freien Stücken gegeben haben.

Altruismus steckt also höchstwahrscheinlich tief in unseren Genen verankert. Was könnten die Gründe dafür sein, dass uns dieses Verhalten so glücklich macht?
1. Zunächst einmal verlagern wir unseren Fokus von unseren Sorgen und Problemen auf die unserer Mitmenschen. Somit denken wir weniger an das, was uns unglücklich macht.
2. Es entsteht ein Engelskreis (sagt man das so als Gegenteil zum Teufelskreis?) oder in Fachsprache: Reziprozität. Großzügigkeit unsererseits erzeugt Dankbarkeit beim Gegenüber. Der Ausdruck dieser Dankbarkeit uns gegenüber erzeugt wiederum Glücksgefühle bei uns.
3. Altruismus fördert die Gesundheit. Es gibt Untersuchungen, die einen niedrigeren Stresspegel in Form von Cortisol im Speichel nachweisen.
4. Schließlich definieren wir uns durch unsere Handlungen. Das Bild, das wir von uns selbst malen, ist ein schönes, das Begriffe wie lieb und großzügig enthält.

Wie kann das in die Praxis umgesetzt werden?
Wir müssen auf jeden Fall eine Grenze für unseren Altruismus definieren, da zu großzügige Menschen schlimmstenfalls ein Ende im Burnout und anderen Depressionen finden. Wir müssen einen Weg finden, effizient zu sein in unserer Großzügigkeit; also abwägen, wie viel Zeit und Energie es einen kostet und ob es nicht die Möglichkeit gibt, Fälle zu kombinieren. Außerdem muss darauf geachtet werden, dass die eigenen emotionalen Ressourcen gepflegt werden. Wo jemand ausgebrannt ist, kann auch nichts heraus entstehen. Was schließlich ebenfalls hilfreich ist, ist die eigene Großzügigkeit zu beobachten. Wenn wir sehen und erleben, was wir bewirkt haben, fühlen wir uns selbst automatisch besser.
Eine kleine Übung dazu habe ich in die kostenlosen Downloads geladen. Vielleicht taugen ein paar Ideen davon etwas und du hast eine schöne Geschichte dazu zu erzählen in der Kommentarspalte. Ich würde mich freuen!
Quelle: Raghunathan, R. (2016) – If You’re So Smart, Why Aren’t You Happy? How to turn career success into life success, Vermilion, S. 99-113.