In diesem Beitrag geht es um ein Thema, das schon Jane Austen zu ihrer Zeit beschäftigte. Der ewige Kampf zwischen Verstand und Gefühl. Und die weit verbreitete Annahme, dass der Mensch seine Entscheidungen als animal rationale immer logisch und bedacht begründen sollte.
Dass tatsächlich viele unserer Entscheidungen auf unseren Gefühlen basieren, passt uns oftmals nicht so ganz. Sogar so wenig, dass wir versuchen, unsere Emotionen mit logischen, verstandesbasierten Gründen zu rationalisieren. Wir fühlen uns nicht wohl damit, dass viele unserer Entscheidungen emotionsgeleitet sind, da wir oftmals finden, dass sie unsere Urteilskraft eher mindern statt sie zu verbessern. Wer möchte schon ein Opfer seiner Gefühle sein?
Jetzt erwartest du sicher ein großes Aber von mir. Kommt aber nicht – unsere Entscheidungen sollten immer mit unserem Verstand begründet werden und nie aus unserem Bauchgefühl kommen. Das war mein TED-Talk, danke fürs Kommen.
Nein, ich mache natürlich Spaß. Die Lösung liegt wie so häufig in der Mitte. Sowohl das völlige Verlassen auf unser Bauchgefühl wie auch die Tatsache, gar nicht darauf zu hören, missleiten uns in unserer Urteilskraft. Vor allem zu kopflastig zu sein bedeutet, dass man sein Glück entwertet. Manchmal macht es nämlich glücklich, einfach etwas zu entscheiden ohne lang und gründlich darüber nachzudenken.

Unser Bauchgefühl ist nicht irgendein vages Mysterium aus unserem Inneren, das völlig planlos mal so und mal so entscheidet. Seine Basis liegt in den vielen Informationen und Erfahrungen, die uns in unserer Vergangenheit geholfen haben. Ihm liegt also jede Menge Kopf zugrunde. Studien zeigen zum Beispiel, dass unsere Snap-Beurteilungen über andere Menschen (der erste Eindruck) größtenteils sehr akkurat sind und sich im Nachhinein als richtig erweisen. Dass wir uns dennoch mehr auf unseren Kopf als unseren Bauch verlassen wollen, hat verschiedene Gründe.
Wir lernen während unserer Erziehung, dass fast ausschließlich gründliche Überlegungen zur Problemlösung bevorzugt werden – je mehr, desto besser. Das führt dazu, dass wir als Erwachsene unserem Bauchgefühl stärker misstrauen und so lang und ausführlich wie möglich über ein Problem nachdenken, um dieses zu lösen. Wir lassen dabei außer Acht, dass unsere kreativsten Ideen aus unserem Unterbewusstsein erwachsen. Nachdenken an sich hilft natürlich schon, einen Gedanken zu entwickeln. Unsere Ideen und unsere Inspiration kommen aber aus dem Unbewussten. Sogar viele bahnbrechenden Forschungsbefunde wurden auf diese Weise entdeckt. Unsere besten Ideen kommen uns dann, wenn wir nicht bewusst an die Problemlösung denken.

Ein weiterer Grund liegt darin, dass wir manchmal einen Mangel an Selbst-Bewusstsein haben. Wir belügen uns dann, um so zu sein, wie wir uns wünschen zu sein, aber in Wirklichkeit nicht sind. Diese Angewohnheit sabotiert jedoch auf lange Sicht unser Glücklichsein. Nichtsdestotrotz ist es in Ordnung, flexibel zu bleiben, da uns das ein Stück weit auch einfach selbst schützt.
Schlussendlich ist es eine Kunst, zwischen gründlicher Überlegung und dem Bauchgefühl hin und her zu wechseln. Wir können uns als Faustregel merken, dass wir uns dann auf unser Bauchgefühl verlassen sollten, wenn es um emotionale und befriedigende Outcomes geht. Geht es allerdings um einen funktionalen Outcome, sollten wir uns auf eine gründliche Überlegung verlassen.
Quelle: Raghunathan, R. (2016) – If You’re So Smart, Why Aren’t You Happy? How to turn career success into life success, Vermilion, S. 200-218.